RUNDE 7 Abend 6, 22.5.24 - Übergang 5 Resultate : "Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt" + Ü6 Paralogie
1 Intro:
- Planung Runde 8, Start 19.6. und dann auf Zuruf bis Mitte August 14-tägig?
Themen:
Genres und Plots (Bewährte Erzählrahmen) / Foto: Realismus und Kunst / Praktisches zur Druckvorlagenfertigung
Vorschlag meinerseits, die Auseinandersetzung mit der Fotografie auch in der nächsten Runde fortzusetzen. Nicht nur wegen Christoph, sondern weil sie auch für uns ein mittlerweile alltägliches und immer zur Hand seiendes Werkzeug geworden ist. Fotografien als wahrnehmungspsychologisches und von mir aus auch philosophisches Phänomen der Auseinandersetzung mit REALITÄT wollen wir untersuchen und für unsere künstlerische Produktion nutzen und uns dabei diese oft schon formulierte Gratwanderung zwischen Realitätssurrogat und Kunstwerk klar und nützlich machen... Zustimmung?
- Paris: Noch interessant? Im September, also nach Olympia? https://www.centrepompidou.fr/en/program/calendar/event/9htHbj4
- Heute Fazit- und Feedbackrunde!
2 - Illustriert eine Szene/Passage oder ein Element eurer bereits bestehenden oder eine freie Arbeit mit dem, was Scott McCloud S.78 als "ÜBERGANG 5 - Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt" vorstellt.
Schreibt euch kurz auf, was ihr mit diesem Übergang verbindet, welche Tücken und Stärken sie haben mag und was sie aus eurer Sicht leisten kann.
Erklärt euch und anderen, wie ihr diesen Übergang in eurer Story verwendet und warum, am Besten anhand von konkreten Stellen und dem heute skizzierten Plot eurer Geschichte.
Hans Jürgen:
Was bedeutet induktiv und deduktiv?
6. Übergang (Paralogie):
hier muss ich mir noch was überlegen. Ich verbinde Paralogie, den Sinn-Unzusammenhang von Bildern/Zeichnungen, mit Zufall.
Man könnte den Übergang 6 mit einem Kreis vergleichen - also nicht möglich zu realisieren :-(
2 Stand der Dinge und 3 FOTO Challenge
Aufgabe für diesmal war:
1 Zeigt mit 2,3 Fotos zum Thema "Schatten" einen Prozess extremer Reduktion und Verfremdung und wie
entweder
- Zeichner/Maler daraus eine Panelfolge destillieren können mit ihren grafischen Mitteln
oder
- wie ein Fotograf durch extreme Licht/Schattengestaltung und extreme Auswahl eine grafische Lösung erzielen kann. *)
Schreibt euch kurz auf, was ihr mit diesem Übergang verbindet, welche Tücken und Stärken sie haben mag und was sie aus eurer Sicht leisten kann.
Erklärt euch und anderen, wie ihr diesen Übergang in eurer Story verwendet und warum, am Besten anhand von konkreten Stellen und dem heute skizzierten Plot eurer Geschichte.
*) Metapher "Schatten"
Carola
Boris:
Tipp: Serie auf Netflix: Ripley.
In s/w gedreht. Der Kameramann könnte ein GV-Zeichner sein! Sehenswert!
Hans Jürgen:
vGpzGp (von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt)
Einführung in eine Umgebung, Gedankenwelt. Ich habe hier versucht Aspekte/Denkmuster der Mathematik darzustellen: Unendlichkeit, Bewegung, Verknüpfungen, Formalismus, Formen - es fehlt aber noch einiges
4 Zusammenfassung zu Übergang 5 "Von Gesichtspunkt zu Gesichtspunkt" und 6 "Paralogie"/ Fazit Ü1-6
Was ist Induktion - und wo ist dieses Prinzip in Ü1-6 präsent?
Was kann man überhaupt damit anfangen?
Gibt es einen bestimmten Verwendungszweck oder "Clou" dieses Übergangs ?
Habt ihr besondere und im Buch nicht genannte oder nur angedeutete Erfahrungen gemacht?
In Bezug auf eure Arbeit, welchen Stellenwert hat dieser Übergang für euch, wie werdet ihr ihn produktiv für euren Plot machen?
Was bedeutet induktiv und deduktiv?
- Während es bei deduktiven Verfahren darum geht, erstellte Theorien empirisch zu überprüfen,
- geht es bei induktiven Verfahren darum, aus empirischen Befunden eine Theorie zu erstellen.
Entscheidest du dich für ein induktives Vorgehen, führst du eine eigene Forschung durch und leitest anschließend eine allgemeine Theorie ab.
Deduktives Vorgehen dagegen bedeutet, dass du eine bestehende Theorie prüfst, indem du eine eigene Forschung durchführst.
sk zu Ü6:
"Zufällige Bilderfolge - So unmöglich wie der Versuch, vorsätzlich ein dummes Bild malen zu wollen …
Aber erzählstrategisch gibt Ü6 doch was her - gerade fürs Visuelle, das an sich keine Ziele verfolgt ( so meine persönliche Einschätzung) -
im japanischen Manga ( den eigentlich Hokusai 1760-1848 https://en.wikipedia.org/wiki/Hokusai erfunden hat! Ein Maler und Holzschneider)
und bei Bill Sienkewicz vor allem in "Stray Toasters"
findet man Beispiele, die eine wichtige zusätzliche menschliche Dimension illustrieren:
Das Unbekannte, das Unbenannte, das Möglichkeitsrauschen, der erfüllte Augenblick im Jetzt (Hokusai) , der mystische, magische, irreale Augenblick oder der Rausch (Sienkewicz) - alles Extreme der Induktion also mithin Möglichkeiten des Moments, in dem Neues entsteht oder etwas ins Chaos stürzt.
Gelenk oder Scharnier der Erzählung als "Einbruch des Schicksals", Kollision der Kausalitäten - wie man das Drama des Menschenerlebens auch nennen mag...
Ü6 ist dramatisch vielversprechend gestaltend oder verstörend destruktiv - also Kern des Dramas.
Ich freue mich auf eine lebhafte Diskussion heute Abend darüber!"
Hans Jürgen:
Und hier meine Gedankenschnipsel zu den Panelübergängen:
Von Augenblick zu Augenblick (vAzA)
• Aufbau von Spannung
• Psychische Eindrücke des Protagonisten (o.a.) sichtbar machen (Verzweiflung, Verwirrung, Angst, aufkommender Zorn/Wut, …
• Innehalten der Handlung, Verzögerung, gewissermaßen ein Cut in der Handlung
Von Handlung zu Handlung (vHzH)
• Bezieht sich auf einen Protagonisten oder Objekt oder Objektgruppe
• Eine Handlung induziert logisch (eigentlich) die nächste Handlung – kausale Zusammenhänge
• Idee: am Anschluss einer Handlung eine nicht offensichtliche Handlung geschehen lassen – chaotische Brüche ???
Von Gegenstand (Sachverhalt) zu Gegenstand (Sachverhalt) (vGzG)
Von Panel zu Panel geschieht ein Handlungsübergang, der als solcher nicht gezeigt wird, sondern indirekt vom Betrachter zu ergründen ist. Die offensichtlichen Handlungszusammenhänge bleiben erhalten, sind aber nicht eindeutig sichtbar.
• Überraschende, aber logisch nachvollziehbare Wendungen
• Handlungsaufeinanderfolge, die nicht bildlich konsistent sind, wie in vAzA oder VHzH
Beispiel vGzG
• Stadt Uruk im Land der Sumerer Ende des 4. Jahrtausends v.Chr.
• Zoom auf ein Fenster
• Schwenk in den Raum des Fenster mit Schafhirt und Schafhändler
• Dialog über Aufbewahrung der Zählsteine für die Schafe
Meine Beobachtungen zu „von Szene zu Szene „: Von Szene zu Szene ist wie ein Kulissenwechsel im Theater
die Kulisse bleibt gleich, d.h. Zeitwechsel,
die Kulisse ändert sich, d.h. Ort- oder Zeitwechsel
Nutzbar für Zukunftsszenen, Rückblenden, Gedankenbilder (Träume), eintauchen in andere Welten
Der Übergang sollte aber logisch, erfassbar sein.
Man kann damit eine Story verkürzen.
Der Übergang erfordert vom Leser eine aufmerksame „Schlussfolgerungsfähigkeit“ - was ist in der Zwischenzeit oder Zwischenraum geschehen? Kann er das nachvollziehen? Vorsicht vor falschen Schlüssen - es sei denn es ist beabsichtigt.
6. Übergang (Paralogie):
hier muss ich mir noch was überlegen. Ich verbinde Paralogie, den Sinn-Unzusammenhang von Bildern/Zeichnungen, mit Zufall.
Wenn ICH Bilder "zusammenstelle" die ohne Sinn zusammenhängen, ist das ein Widerspruch in sich. Wie wähle ich die Bilder aus? Das ist schon subjektiv. Man könnte einen Zufallsgenerator anwerfen, der Bilder willkürlich aus dem Internet auswählt und anordnet. Aber ist das Zufall? Der Generator ist von Menschen programmiert - das Internet beinhaltet nicht alle Bilder usw. Also nicht unabhängig. Der Begriff Zufall in der Mathematik kann man mit der Vorstellung eines Kreises vergleichen, man weiß wie er aussieht, aber man kann ihn nie mathematisch exakt zeichnen, geschweige denn einen total unabhängigen Zufallsgenerator erstellen.
Ein anderer Aspekt ist, dass der Leser der Bildfolge in seiner Gedankenwelt (krampfhaft) einen Zusammenhang sehen will.
Ein anderer Aspekt ist, dass der Leser der Bildfolge in seiner Gedankenwelt (krampfhaft) einen Zusammenhang sehen will.
Man könnte den Übergang 6 mit einem Kreis vergleichen - also nicht möglich zu realisieren :-(
Christoph:
Zu Übergang 3: Von Gegenstand zu Gegenstand, aber innerhalb einer Szene
- Dieser Übergang abstrahiert einen Vorgang, eine Aktion. Es ist genau diese Abstraktion, die dem Leser die Aufgabe überträgt, selbst ein wenig nachzudenken – und gleichzeitig der Phantasie ein wenig Freiheit gibt. Letzteres macht die Geschichte interessanter, es bringt Spannung hinein, weil sich der Leser jedesmal ein Stück dazu denken kann – und auch muss.
- Man muss dabei aber aufpassen, den Sprung zwischen den Bildern nicht zu groß werden zu lassen, sonst besteht die Gefahr, dass der Leser die Orientierung verliert und den Zusammenhang zwischen den Panels nicht mehr intuitiv herstellen kann. Diese Intuition ist es, was eine wirklich gute (also spannende) Bildergeschichte ausmacht... jedenfalls bei mir als Leser.
- In meiner Geschichte „Redaktionsschluss 2“ habe ich diesen Übergang zwischen den beiden letzten Panels genutzt. Ursprünglich hatte ich einen anderen (Siehe „Redaktionsschluss“, ohne die 2), aber da war der Übergang zu wenig überraschend. Das bedeutet, dass dieser Übergang immer auch den Leser aus der visuellen Routine herausholen muss, oder?
Zu Übergang 4: "Von Szene zu Szene"
Mein Beispiel: Verknüpfung zweier Sequenzen. Dieser Übergang ermöglicht es, einen zweiten Erzählstrang aufzumachen bzw. zu ihm überzuleiten. Damit ist Übergang 4 essentiell für die Schaffung komplexerer Geschichten.
Literaturhistorsch sprengen sie wohl den Rahmen das klassischen antiken Theaters, das eine Einheit von Zeit und Raum vorsieht.
Im Film (und auch in der Graphic Novel und übrigens auch in der Literatur) ist das parallele Erzählen mehrerer Stränge ein verbreitetes Mittel, um die Spannung zu erhöhen und komplexere Abläufe zu verdeutlichen – allgemein etwas, das man mit literarischer und erzählerischer Qualität verbindet.
Dieser Übergang funktioniert auch für Zeitsprünge in die Vergangenheit oder Zukunft. Tücken sehe ich hier nicht direkt – höchstens dass sich der Autor in seiner Geschichte verheddert (eher unwahrscheinlich) oder dass sich der Leser in einem erzählerischen Labyrinth verirrt.
Carola:
Übergang 4, Szene zu Szene:
Von Szene zu Szene sind Übergänge in denen
a) RAUM und
b) ZEIT „ übersprungen“ werden .
Der Leser wird beim „Sprung“ von
a) RAUM ( Örtlichkeit ) und
b) Zeit
in enorme Spannung versetzt , dennoch soll er in der Lage sein , eine Schlussfolgerung ziehen zu können .
Meine Schwierigkeit dabei :
wieviel Zeit kann zwischen den Szenen liegen ?
wie unterschiedlich können die Räume sein ? ,
um dennoch eine , oder mehrere ? Schlussfolgerungen zu ziehen .
Boris:
Challenge bis Mitte Juni:
Vorschläge aus der Gruppe?
Mein Vorschlag:
Eine Art von Abschlussarbeit zu den Übergängen. Eine (nur skizzierte!) GN über Deduktion und Induktion...
Illustriert die von McCloud vorgestellten Übergänge in einem Zusammenhang eurer Wahl (aber schon insgesamt innerhalb eines Erzählrahmens wie zB Urlaubsbericht, Sachschilderung, Anleitung, Erlebnis (= Genre!) , indem ihr alltägliche Themen, Erlebnisse, Sachverhalte mit den darin angesprochenen Methoden schildert, wählt aber auch gerne mal ein ungewöhnliches Muster wie etwa Ü1 + Ü6 , Ü3 + Ü4, Ü2 + Ü5 usw, sodass ihr am Ende einmal alle Möglichkeiten gegeneinander aus- und durchgespielt habt. Da ich in Urlaub fahre, eh immer ein Reisetagebuch führe (auch ein Genre!) und sowieso vorhabe, am Zielort viel zu zeichnen und zu aquarellieren, werde ich die Übergänge ganz bewußt in meine Skizzen einzubauen versuchen. Das darf trivial sein, muss aber auch nicht nur...
Wer mag, tue dies mit dem Gedanken im Hinterkopf - der durchaus auch Text in der skizzierten GN werden kann! - die Wirkung der Übergänge 1-6 mit dem großen Thema der künstlerischen und Kreativität meinenden Auseinandersetzung mit der Spannung von DEDUKTION (Was ist...) und INDUKTION (was sein könnte....) zu betrachten.
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