AUFTAKT - Mittwoch 16.11.2022 - BILD(KON)SEQUENZEN, oder 1. Was ist ein PANEL?
Graphic Novel: "Erzähle deine Geschichte"
Einwahl / Termin / Runden-Konzept
ALLGEMEINES ZUM ABLAUF des gesamten Kurses:
Es sind mehrere Runden zu je 5-6 Abenden pro Themeneinheit geplant.
Worum es geht:
- Wir zeichnen, malen, fotografieren und texten eine Graphic Novel,
Das Projekt ist insgesamt angelegt für mehr als ein halbes Jahr, das aber in überschaubaren Abschnitten vermittelt wird, in denen digital und analoge, zeichnerische und malerische Techniken, das Erzählen mit Bildern und die Anfertigung einer druckbaren Geschichte vermittelt wird.
Zum Zwischenziel im Sommer 2023 soll für alle Teilnehmer erreicht sein:
- Dass jede(r) weiß, womit man dabei für sich zu tun hat
- und ob und was einen selbst daran interessiert.
- Dass man ein paar Dinge oder Werkzeuge wie "storyboard" , "Einstellgrößen",
- handwerkliche Kniffe wie das "Inking" zumindest kennt oder weiß, wie das Scannen fertiger Panels geht, die dann digital oder klassisch mit Collage und Lichttisch weiterverarbeitet werden.
- Weitere hilfreiche Tips und Tricks sollen wir kennenlernen,
- die einem dabei helfen, die eigene Story
- in einer interessanten Graphic Novel
- für eine druckbereite Vorlage zu erstellen!
Das Finish, die Herstellung einer guten Druckvorlage, Druck und Präsentation werden dann Gegenstand der Runden im Herbst 2023!
ERZÄHLEN lernen...
Die eigene Story ist der eigentliche Knackpunkt und von Tag 1 an heimlicher Fokus der ganzen Mühe.
Ihr werdet feststellen, dass das Zeichnen und Finalisieren des Visuellen die eine Sache ist, aber die Erzählung das andere... Dummerweise lässt sich das nicht wirklich oder gelegentlich nur sehr mutwillig voneinander trennen!
Wir werden also viel austauschen müssen darüber, was man eigentlich warum auch immer wie erzählen möchte - und das ist ein weites Feld, das wir dabei dauernd betreten werden....
Wir werden über das Wort TEXT dabei neu nachdenken müssen...
Aber zunächst wie immer:
KEINE KUNST!
VORLÄUFIG KEINE "FERTIGEN" (druckreifen) ARBEITEN!
Runde 1, Mi 16.11. bis Mi 21.12.22 , 6 Abende:
"BILD - (KON-)SEQUENZEN"
Die erste Runde bis zu den Weihnachtsferien wird darum gehen, für uns zu klären und vor allem aber auch praktisch zu erkunden, was jedem Einzelnen das Denken und Schaffen in Bild-Sequenzen bedeuten kann.- Graphic Novel was ist das?
Wie geht das? Wo soll oder kann das hinführen?
Graphic Novel <=> COMIC ? Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Beispiele unterschiedlichster Art - eine kurze Inspirationstour:
Tilo Richter / Mathieu / Burns / Matthys / Taniguchi / Martin tom Dieck uvam
Werkzeuge:
Wir benutzen zunächst die üblichen und uns geläufigen Zeichen- und Malwerkzeuge. Jede Innovation aber ist erwünscht. Wir setzen keine Grenzen!
Ziel sind irgendwie nachvollziehbar (und am Ende druckbare) Abfolgen von Einzelbildern, die Sequenzen ergeben.
Bildproduktion analog + digital.
Bildproduktion jedes sog. PANELS ist an sich konventionelle Arbeit am Bild, wie wir es als statisches Bild bereits kennen.
KOMPOSITION erhält im Laufe des Kurses nochmal eine andere, vertiefte Bedeutung.
Meine Empfehlung: Bitte gleich von vornherein die mehrfache und fragmentelle Verwendung entstehender Bilder als sog. "Props" (Bühnenbild-Elemente, Requisiten, Characters) mitbedenken!
Bzw entdecken lernen, wie in einem statisch abgeschlossenen Bild Elemente in Bewegung geraten können! Und wie man den ZUSAMMENHANG der Bilder begreifen und gestalten kann.
Kurzer Blick auf weitere Werkzeuge
ANALOG:
- Leuchttisch.
- Scanner und Drucker
DIGITAL:
- Procreate: Collage und Montage
- Comic Life 3 -----> Templates für sog. Panels
BILD - BEWEGUNG - KONSEQUENZEN
Was uns unversehens auf den Boden der Bühnen bringt, in Theater, Film und TV.
Die Bildsprache der Graphic Novels berührt unbedingt die Ideen des Theaters, Kinos und der TV-Serien:
Es geht um das Inszenieren. Um gestaltete Veränderungen. Bedeutungen in Gesten und Mimik, in Ort, Raum und Zeit. Es geht um MOTIVE! Beweggründe.
Wir arbeiten also als Maler, Zeichner und Illustratoren einer Graphic Novel wie Regisseur:in, Kamerafrau, Akteur und Bühnenbildner:in in einem!
Im Laufe des Kurses stelle ich euch weitere Materialien / Bücher zu diesem Themenkreis vor:
- Steven D. Katz, Die richtige Einstellung
- Jeremy Vineyard, Crashkurs Filmauflösung
- Heiko Raschke, Szenische Auflösung
Der Aspekt der Zeiterfahrung und der Folgen / ZEIT und KAUSALITÄT.
AUFLOCKERUNG und zum Nachdenken: https://www.youtube.com/watch?v=-Lm48xH6PaY
PRAXIS
Was ist ein PANEL?
Def. PANEL https://de.wikipedia.org/wiki/Panel_(Comic)
Unterschied zum BILD? Wenn ja, wo und warum? Wie wirkt ein statisches Bild in einer Folge von Bildern? (Fotoalbum vs Sequenz. Was macht eine Reihe von Bildern zu einer Sequenz?)
Aufzählung, Addition und/oder Wenn/Dann.
Andeutungen einer Abfolge. Welche Abfolgen gibt es?
Erzählen : "Erst sind sie... dann haben sie....und dann gab es das und so ging es weiter und irgendwann mal aus."
Alltägliches: Verursachung und Wirkungen - Ortswechsel/Blickwechsel - Wahrnehmungsmodi
(Nochmal Fischli-Weiss.)
Das bitte gilt es zunächst einmal nur experimentell, explorierend zu erfassen und durchzuspielen bei den ersten Übungen und Warmups!
Wie funktionieren Panels?
Schnitte. Cuts. Umschaltung oder Änderung der Blickrichtung: Nähe/Ferne oder Teil/Ganzes.
"FRAMING": Was ist zwischen den Rahmen? Was geschieht beim Betrachter von Panel zu Panel?
Was kann darin platziert werden?
Das bitte gilt es zunächst einmal nur experimentell, explorierend zu erfassen und durchzuspielen bei den ersten Übungen und Warmups!
Skizzen zu möglichen Aufgaben:
Alle folgenden Aufgaben soll man nicht nur als Übung für nächste Stunde betrachten, sondern als tägliche Überoutine während des gesamten Kurses, sich mit der Idee des Sequentiellen vertrauter zu machen. Man kann sich auf alle Aufgaben auf einmal stürzen, gut und unbedingt ratsam, aber dann allmählich merken, was einem liegt - oder pro Woche jeweils eine... auch gut.
- "Abstrakte Panelfolgen"
- Die abstrakten Panels haben keinerlei biografische oder thematische Bindung und können wohl ganz leicht zum Auftakt realisiert werden, man sollte dabei nur die Aufmerksamkeit allmählich auf das Phänomen der gestalteten Veränderung und deren "Grammatik" richten. Wir reden darüber...!
In den Panels muss sich zunächst nichts herkömmlich Sinnvolles abspielen.
(Beispiele von Panels ohne "Erzählung" und trotzdem mit Drama (Das Wort soll uns noch beschäftigen) - was ist "DRAMA"?:
Marc-Antoine Mathieu , -->)
Demo meiner Pinselübungen
- "Tagebuch"
oder DailyDramaStrip in Szenen / Panels / Symbolen und Stellvertretern.
- Die Inhalte und Umsetzungen der "Tagebuch"-Sequenzen sind schon ein bisschen herausfordernder, wenn es darum geht, offen oder verhüllt Biografisches so in Bildwelten zu bringen, dass sie teilbar werden ohne zu intim oder persönlich. Hier ist es spannend, die Erfahrung eines Tages auf ein paar Panels zu bringen, die in aller Verkürzung funktionieren und eine Geschichte wenigstens erahnen lassen.
Spielregel oder Gestaltungstip:
Demo "Trip to Nimes" aus meinem Skizzenbuch.
Werkzeuge: eine Kamera, ein Skizzenbuch, eine beliebige Folge von Panels, minimum aber immer 3!
- Übung "Filmprotokoll"
Spielregel oder Gestaltungstip:
Schaut euch im TV oder am PC/Tablet einen der üblichen Krimis oder eine Soap bzw. ein paar Szenen daraus an, aber schaltet bitte dabei den Ton aus! Es soll euch nur die Bildsprache interessieren und die Art und Weise, wie die Abfolge und Gestaltung einzelner Einstellungen eigentlich die Erzählung machen. Skizziert in Daumennagelskizzen nach, wie das zugrundeliegende "Storyboard" wohl ausgesehen haben mag.
Diese Übung sollte man schon unbedingt auch praktisch machen. Der geheime Hintersinn aber ist, dass euch zunehmend beim bloßen Schauen von Filmen auffallen soll, wie Filmszenen gemacht werden und welche Mittel dabei zum Einsatz kommen. Sehr lehrreich für eure eigene Bilderzählungen!
- Übung "Zeitung"
- "Zeitung" wird durch das Ineinandergreifen von Trivialem und Bedeutendem des aktuellen Zeitgeschehens bestimmt, wobei ja die subjektive Auswahl des verwendeten Bildmaterials schon auch die persönliche Position mit thematisiert. (Beispiel: Im Herbst 2022 sich nur die Tier- und Pflanzenfotos aus der Zeitung als Zeichenvorlage zu holen, macht Sinn/Hintersinn...)
Hier ist man an allen Pulsen der Zeit und schafft, ob man es will oder nicht, irgendwie auch immer kulturkritische Kommentare...
Spielregel oder Gestaltungstip:
Fast die gleiche Übung wie im "Tagebuch" - nur eben absolut nicht persönlich, sondern im gewissen Sinn "kollektiv" oder ein Protokoll darüber, was regional als wichtig gehalten wird und für alle Bild geworden ist. Wählt aus dem Angebot eurer Tageszeitung, gedruckt oder online, pro Tag 2,3 euch interessierende Aufnahmen von Vorgängen, Dingen, Personen oder Tieren aus und zeichnet diese in einer Reihenfolge von panels. Ihr erhaltet dabei ein Protokoll eurer Begegnung mit dem Geschehen / der Erzählung der Welt um euch!
Alle diese Übungen auf jeden Fall mit der flottesten Feder, die euch möglich ist.
Im Prinzip "Storyboardstyle" aus Punkt, Komma, Strich und Fleck. Höherer Sinn: Das ist das Material, aus dem sich eure eigene Story nähren und wachsen soll. Keine Verhirnung, sondern Quantität, die euch mit der Zeit Qualität lehren wird. Um diesen Zusammenhang geht es.
Allgemein:
Tips und Hinweise zu Büchern, Werkzeugen, Anregungen und weiteren Künstlern der Comic- bzw GraphicNovel Welt habe ich auf der folgenden Seite unseres Blogs eingerichtet:
https://graphicnovelsmachen.blogspot.com/2022/11/werkzeuge-bucher-websites.html
Was ich mir weiterhin noch vorstellen kann:
- Vorstellung unterschiedlicher Künstler:innen der GraphicNovels. Jede Woche ein kurzes Portrait und Blättern in exemplarischen GN.
- Kurze Geschichte der GN anhand bedeutender Werke und Autoren:
Der Teppich von Bayeux / Grandville, Daumier / W.Busch / Lionel Feininger! / Eisner
- Wichtige Bücher, die mehr oder weniger zum Thema gehören:
Scott McCloud / Will Eisner / Aristoteles
https://kopfzeichnen.blogspot.com/2022/06/runde-9-255-22622-now-back-to-art-again_15.html
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